Viele meiner Gäste möchten vor der Reise genau wissen: Wann sieht man Wale in der Antarktis. Diese Frage höre ich oft, und ich kann sie aus jahrelanger eigener Erfahrung beantworten. Auf meinen Expeditionen in die antarktischen Gewässer habe ich unzählige Begegnungen mit Buckelwalen, Orcas, Zwergwalen und sogar Blauwalen erlebt.
Manche dieser Momente waren geplant, andere vollkommen überraschend. Dabei habe ich gelernt: Die beste Zeit für Walbeobachtung hängt stark von Jahreszeit, Region, Walarten und Lichtverhältnissen ab. Meine Beobachtungen zeigen, dass die Chancen, Wale zu sehen, zwischen Dezember und März am größten sind.
Besonders intensiv sind die Monate Februar und März, wenn die Tiere in großer Zahl in den antarktischen Meeren unterwegs sind. Sie kommen, um sich den Bauch mit Krill vollzuschlagen, der im Sommer hier in riesigen Mengen vorkommt. Doch auch im November und Januar kann man beeindruckende Szenen erleben – dann, wenn Schnee und Eis noch unberührt wirken und die Tierwelt langsam in den antarktischen Sommer startet.
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Welche Jahreszeit bringt die besten Chancen auf Wale?
Im November, wenn die Expeditionskreuzfahrten oft beginnen, liegt noch viel Meereis in den antarktischen Gewässern. Das Eis öffnet sich langsam, und erste Orcas und vereinzelte Zwergwale folgen den offenen Rinnen. Große Walansammlungen sind zu dieser Zeit seltener, aber die Begegnungen wirken oft sehr intim.
Im Dezember nimmt die Walbeobachtung spürbar zu. Das Licht ist hell und fast endlos, die antarktischen Tage dauern bis zu 20 Stunden. Buckelwale erscheinen häufiger, oft in den geschützten Gewässern entlang der Antarktischen Halbinsel, und Zwergwale durchqueren schmale Kanäle.
Der Januar bringt eine stabile Phase. Das Meereis ist weit zurückgegangen, Krill ist reichlich vorhanden, und die antarktischen Gewässer sind voller Leben. Buckelwale, Schwertwale (Orcas) und Zwergwale sind nun regelmäßig zu sehen, und manchmal tauchen auch Finnwale auf.
Im Februar erreicht die Walbeobachtung ihren Höhepunkt. Große Gruppen von Buckelwalen fressen intensiv, Orcas patrouillieren entlang der Eiskanten, und es besteht eine gute Chance, auch seltenere Arten wie Blauwale oder Pottwale zu sehen. März hält diese hohe Dichte meist noch, aber die Stimmung verändert sich: Das Licht wird weicher, und der antarktische Herbst kündigt sich an.
Welche Regionen der Antarktis sind besonders walreich?
Die Antarktische Halbinsel ist das bekannteste Ziel für Walbeobachtungen. Hier habe ich die meisten und regelmäßigsten Begegnungen erlebt. Geschützte Kanäle wie der Lemaire-Kanal und die Gerlache-Straße sind voller Krill und ziehen Buckelwale und Zwergwale fast magisch an.
Das Weddellmeer ist wilder und unberechenbarer. Viel Meereis blockiert oft den Zugang, aber wenn man hinein gelangt, wird man mit besonderen Szenen belohnt. Orcas jagen entlang der Eiskanten, und das Geräusch von brechendem Eis mischt sich mit dem Blas der Wale.
Südgeorgien liegt weiter nördlich und ist berühmt für seine große Tierdichte. Hier habe ich riesige Gruppen von Buckelwalen gesehen, die sich an den reichen Krillfeldern in den Buchten labten. Auch die Falklandinseln können überraschen: Orcas jagen hier gelegentlich entlang der Küste, Zwergwale schwimmen dicht unter Land vorbei, und Finnwale kreuzen das offene Meer.
Welche Walarten kann man in der Antarktis sehen?
Am häufigsten habe ich Buckelwale gesehen. Sie sind nicht nur groß, sondern auch aktiv an der Oberfläche – ihre Flukenschläge und das Ausblasen von Wasser sind weithin sichtbar. Manche springen sogar vollständig aus dem Wasser, ein spektakulärer Anblick vor einer Kulisse aus Eis und Bergen.
Zwergwale sind deutlich kleiner und scheuer, aber ebenso faszinierend. Sie schwimmen oft alleine oder zu zweit und tauchen nur kurz auf, bevor sie wieder abgleiten. In engen Kanälen oder geschützten Buchten lassen sie sich gut beobachten.
Finnwale gehören zu den größten Tieren der Erde. Sie sind schnell und oft nur kurz zu sehen, aber ihr eleganter, langer Körper hinterlässt bleibenden Eindruck. Noch seltener, aber umso beeindruckender, sind Blauwale – die größten Tiere, die je auf unserem Planeten gelebt haben. Ihre mächtigen Blaswolken sieht man schon aus großer Entfernung.
Orcas, auch Schwertwale genannt, sind in der Antarktis in mehreren Ökotypen vertreten. Einige jagen Robben an den Eiskanten, andere fokussieren sich auf Fische oder Pinguine. Gelegentlich trifft man auch auf Pottwale, meist in tieferen, offenen Gewässern südlich der Halbinsel.
Wie beeinflussen Natur und Wetter die Walbeobachtung?
In der Antarktis ist das Zusammenspiel von Eis, Wasser und Licht entscheidend. Wale folgen dem Krill, und der Krill wiederum folgt den Strömungen und Nährstofflinien. Wenn Wind oder Strömung Krillfelder verlagern, verändern die Wale innerhalb weniger Stunden ihre Position.
Das Meereis spielt eine doppelte Rolle: Es kann Wege blockieren, aber auch geschützte Zonen schaffen, in denen Wale leichter zu beobachten sind. In stillen Eisfeldern habe ich einige der ruhigsten und längsten Begegnungen erlebt. Oft lagen Buckelwale einfach an der Oberfläche, atmeten regelmäßig und drehten sich langsam im Wasser.
Lichtverhältnisse beeinflussen nicht nur die Fotografie, sondern auch das Erkennen von Walen. Flache Sonne am frühen Morgen oder späten Abend hebt Blaswolken besonders schön hervor, Gegenlicht kann dramatische Silhouetten erzeugen, während diffuses Licht bei Wolken alle Details weich und gleichmäßig erscheinen lässt.
Was sollte man für eine Walexpedition beachten?
Eine Reise in die Antarktis ist eine Expeditionsreise – jede Begegnung ist ein Geschenk der Natur. Dennoch kann man einiges tun, um die Chancen zu maximieren. Wählen Sie die Reisezeit passend zu Ihren Beobachtungszielen und bevorzugen Sie Routen entlang der Antarktischen Halbinsel für wiederholbare Sichtungen.
Kleinere Expeditionsschiffe ermöglichen flexiblere Zodiac-Ausfahrten, und warme, wasserdichte Kleidung in Schichten ist unerlässlich. Kamera und Fernglas sollten stets griffbereit sein, denn die besten Momente kommen oft überraschend. Geduld und Präsenz an Deck zahlen sich in der Walbeobachtung aus.
Ich habe festgestellt, dass Gäste, die viel Zeit draußen verbringen, oft die spektakulärsten Momente erleben. Wale erscheinen nicht nach Fahrplan – sie tauchen auf, wenn es ihnen passt. Und genau diese Unberechenbarkeit macht jede Sichtung so besonders.
Mein Fazit: Wann sieht man Wale in der Antarktis?
Am besten sieht man Wale in der Antarktis zwischen Dezember und März, mit den höchsten Chancen im Februar. Doch jede Jahreszeit hat ihren eigenen Reiz. Im November lockt die unberührte Landschaft mit ersten Sichtungen, im Dezember und Januar erlebt man dynamische Jagdszenen, und im März taucht alles in ein sanftes, goldenes Licht.
Die Wahl des besten Zeitpunkts hängt von Ihren persönlichen Prioritäten ab – und genau dabei kann ich Sie mit meinen Erfahrungen unterstützen. Walbeobachtungen in der Antarktis sind mehr als Statistik. Es geht um das Gefühl, inmitten dieser gewaltigen Natur zu stehen, das leise Ausatmen eines Wals zu hören und zu wissen, dass man gerade Zeuge von etwas Einzigartigem ist.
Diese Momente sind es, die bleiben – ein Leben lang.